Vermittlung – was ist das eigentlich?
Führungen, Workshops, Ateliers, Kurse, Entdeckungstouren – die Palette unseres Vermittlungsangebots ist so breit und vielfältig wie unsere Ausstellungen selbst. Mal ist es ein überraschtes Ahaaa!, das wir den Teilnehmenden entlocken, mal wird aus dem Zweisilber schallendes Gelächter oder ein Floh, der sich im Ohr festsetzt und mindestens auf dem Heimweg nicht aufhört, am Gedankenkarussell zu drehen; manchmal werden Kinder und Erwachsene selbst zu Künstler*innen und dürfen ihr eigenes kleines Werk mit nach Hause nehmen, dann wieder streifen sie den Künstlerkittel an der Museumstüre ab und lassen Energie und Kreativität in den Ausstellungsräumen zurück, bis die nächste Schülerin und der nächste Workshopteilnehmer das Museum betritt. Ob vielleicht noch ein spannender Gedanke oder eine Idee durch die Luft schwirrt, der sich für einen kurzen Moment eingefangen liesse? Wer weiss… Genau das Flüchtige, nicht immer Greifbare ist es für Manuela Hitz, was Kunstvermittlung so spannend macht. Die Vermittlungsverantwortliche des Musée vergleicht die Vermittlung mit einem Spiel im Sand. „Es ist, wie wenn Kinder am Meer eine Sandburg bauen. Manchmal bauen sie zu nah am Wasser – oder es kommt irgendwann die Flut und spült alles weg. Niemand würde auf die Idee kommen, die Sandburg mit nach Hause zu nehmen. Was zählt, ist der schöpferische Prozess, das Verweilen im Augenblick.“ Natürlich sei es auch schön, wenn etwas entsteht, dass unter den Arm geklemmt und mitgenommen werden kann. Es sollte aber nicht um das Ergebnis, ein bestimmtes Produkt oder die Frage, ob etwas schön oder nicht schön ist gehen. „Das Gestalten, Verweilen und Vergessen – das ist, was mich interessiert“. Die Vermittlung ist für Manuela Hitz aber nicht nur ein Sandkasten, in dem etwas entsteht, verschwindet und wieder etwas Neues gebaut wird; sie ist auch der „dritte Ausstellungsraum“ – ein unverzichtbarer Teil des Museums, ohne dessen Tragkraft sich das Haus gar nicht halten könnte. Ausstellungen gehen irgendwann zu Ende – die Erlebnisse aus den Vermittlungsangeboten hallen dagegen noch lange nach. Sie sind es, die in den Köpfen und Körpern aus dem Museum getragen werden, von denen erzählt wird und die der Anstupser sein können, aus dem sich vielleicht Neues entwickelt. In unseren Vermittlungsangeboten wollen wir den Teilnehmenden den (Frei)raum geben, selbst zu entdecken, sich auszutesten – und auch mal zu scheitern. Schliesslich ist immer genug Sand da, um eine neue Burg zu bauen. Und noch eine, und noch eine… „Loslassen und schauen, was passiert“, nennt Manuela Hitz diesen Prozess des Sich-Einlassens. Dabei kommt jedes Mal eine neue Überraschung zum Vorschein – was das Eintauchen in die Kunst umso reizvoller macht.
Und tatsächlich: Ist es nicht gerade die Interaktion mit der Kunst, das Hinterfragen, Forschen und Ausprobieren, welche die Kunst aus der Reserve lockt, sie überhaupt erst zum Leben erweckt?