Cuno Affolter im Video-Portrait
Manche lesen zwischen den Zeilen, Cuno Affolter liest zwischen den Seiten. Der Jäger und Sammler, Comic-Aficionado, Poet und Fumetto-Mitbegründer Affolter beschäftigt sich seit Jahren mit den Alltagsspuren anderer – aus denen er seine seine eigenen Botschaften macht. Die britische College-Studentin Faith Ellen Anderson aus Yeovil (UK) hat im März im Rahmen eines Uni-Projekts ein kurzes Filmportrait über Cuno Affolter gedreht. Thema ihrer Arbeit sollte die Schweiz sein. Ihr Bekannter Lukas Wälli brachte sie auf die Idee, nicht etwa einen klischeehaften Film über Bergwelt und Schoggi zu drehen, sondern die Schweiz durch die Augen eines Künstlers einzufangen. Lukas Wälli kam auf uns zu, wir brachten wiederum Cuno Affolter ins Spiel – am Ende ist ein spannendes Kurzportrait entstanden, in dem Cuno Affolter von seiner Sammelleidenschaft und seiner künstlerischen Praxis erzählt und uns auf eine Reise durch die aktuelle Ausstellung «decodiert» mitnimmt. Thanks a lot, Faith Ellen und Lukas!
Quittungen, Liebesbriefe oder Verpackungsfetzen tummeln sich in den Büchern, die der Oltner in Brockis und auf Flohmärkten findet. Sind sie mit Absicht oder aus Versehen zwischen die Seiten geraten? Was passiert, wenn die ungewöhnlichen Buchzeichen neu kombiniert werden? «Interessant wird es, wenn ich in einem grossen Kunstbuch etwas ganz Banales finde und in einem Kitschroman die schönste Kunstpostkarte.» Es ist der Raum zwischen Notizzettel und Gegenstand, der die Fundstücke aus ihrer Banalität hebt; ausgelassene Schritte und unbeantwortete Fragen schaffen Platz für Assoziationen.
Auch leere Fotoalben lässt der 71-jährige auf seinen Streifzügen nicht unbeachtet. Nur die selbstklebenden Fotoecken erinnern noch an die Aufnahmen. Manche sind transparent, andere schwarz, weiss oder golden. Für Cuno Affolter sind sie vor allem eines: wunderschön. Aus dem Kontext genommen und in einen neuen Kontext gesetzt, entfalten sie eine Poesie, der man sich nur schwer entziehen kann.