Seit 1977 bevölkern mehrere Dutzend Sprayfiguren von Harald Naegeli die Parkgarage der ETH Zürich. 2021 begannen die Arbeitem für eine umfangreiche Sanierung der Garage. Einige Figuren mussten der Neugestaltung weichen, ein Grossteil wird beibehalten. Anlässlich der Wiedereröffnung der ETH–Garage im Herbst 2022 zeigt das Musée Visionnaire eine Ausstellung mit diversen Materialien (u.a. von Ruggero Tropeano Architekten) zum aufwändigen Sanierungsprozess. Als exklusives Novum und eigentliche Museums–Sensation werden in der Ausstellung drei freigestellte Naegeli–Graffitis gezeigt, die im Rahmen der Konservierungsarbeiten von einem Restauratoren–Team von einer Mauer abgelöst wurde. Das grösste misst 290 x 230cm und wiegt 450 Kilogramm! Neben diesem aufwändigen Verfahren fanden auch weitere konservatorische Prozesse rund um Naegelis Werk in der ETH Garage statt. Dazu gehören auch die spektakulären Fotos von Pascal Sigrist, von denen eine Auswahl präsentiert wird.
Die Ausstellung «Graffiti im Museum!?» ist eine Auseinandersetzung mit Kunst im öffentlichen Raum und stellt zur Diskussion, wie die ephemere Kunst von Graffitis konserviert werden kann, ob sie konserviert werden soll und was passiert, wenn Graffitis aus ihrem Kontext genommen werden. – Gehören Graffitis ins Museum?
Einen sinnlichen Kontrapunkt zu den dokumentarischen Arbeiten in der Ausstellung bilden Naegelis «Blitz–Collagen», welche im Pavillon gezeigt werden. Es sind minimalistische Arbeiten in Schwarz und Weiss aus den Jahren 2021 / 2022. Feine Linien und spitze Formen, die zu spannungsvollen Kompositionen angeordnet sind, zeigen Naegelis meisterhafte Meditation mit Fläche und Raum, die auch den Reiz seiner Graffitis ausmacht.